V o r w o r t

 

Märchen sind unvergänglich, denn sie schöpfen direkt aus den Erfahrungen der Menschen und wollen Erkenntnisse und Weisheiten für die nachfolgenden Generationen bewahren. Sie warnen, aber sie ermutigen auch, sein Glück immer wieder zu versuchen. Wer hätte denn beispielsweise gedacht, dass der kurzbeinige Igel gegen den Hasen, den Prototyp des schnellen Läufers, antreten und auch gewinnen könnte? Natürlich ist er ihm körperlich unterlegen, aber, so lehrt das Märchen, mit Phantasie lässt sich das Problem lösen. Und ist es nicht wunderbar, dass vier alte Tiere, die ihre Funktion für die Gesellschaft verloren haben, sich nicht abservieren lassen, sondern abenteuerliche Zukunftspläne schmieden und schließlich nach einer ebenso cleveren wie wirkungsvollen Aktion ihre eigene WG beziehen können?

 

Nach einem ersten Märchenbuch auf „Rhoihessisch“ mit sieben bekannten Märchen der Gebrüder Grimm hat der Mundartschriftsteller Hartmut Keil nun wieder in die Tasten gegriffen und außer den beiden oben erwähnten Erzählungen drei weitere Geschichten in die heimische Sprache „übersetzt“. Er hat sie damit quasi wieder näher ans Volk gebracht. Dabei hat er sich nicht mit Nacherzählungen begnügt, sondern die Märchen in Reime gefasst und ihnen seine ganz eigene humorvolle Note mitgegeben.

 

Richtig Spaß machen die rheinhessischen Märchen natürlich erst, wenn sie laut gelesen werden. Wer sich nicht selbst ans phonetisch exakte Deklamieren traut, der besucht am besten eine der Veranstaltungen, bei der der Autor selbst seine Geschichten in A-Qualität vorträgt.

 

Ich wünsche dem Büchlein, das von Werner Hartmann liebevoll illustriert wurde, eine große Leserschaft.

 

Worms, im Juli 2011

                                     Ulrike Schäfer

                                - Freie Journalistin -

 

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